Der Geschichtsunterricht der Sekundarstufe II in NRW umfasst die Bereiche der fachspezifischen Kompetenzen und der Inhaltsfelder.
Neben der Sach- und der Methodenkompetenz gibt es ebenso die Urteils- und die Handlungskompetenz. Während die beiden ersteren Kompetenzen sich auf Datierungen, Strukturen, Entwicklungen und die Art der Fragestellungen bzw. der Analyse der jeweiligen Quellen dieser beziehen, geht es bei den letzteren Kompetenzen um Wertmaßstäbe, um Urteilsfähigkeiten und um reflektierten Umgang mit komplexen Zusammenhängen. Der Erwerb dieser Kompetenzen ist immer in Abhängigkeit zueinander und zu den Inhaltsfeldern zu sehen. Die Inhaltsfelder sind im Einzelnen im Kernlehrplan Geschichte des Landes NRW bzw. in unserem schulinternen Curriculum nachzulesen; sie sind – ebenso wie die Kompetenzen – an allen gymnasialen Oberstufen in NRW identisch.
Während der Jahrgangsstufe 11, der Einführungsphase, legen wir an unserer gymnasialen Oberstufe viel Wert auf das „Handwerkszeug“ unserer Schüler*innen. Dadurch, dass Schüler*innen von verschiedenen Schulen zu uns kommen, haben wir die Chance, gegenseitig bereits vorhandenes Wissen auszutauschen und darauf aufzubauen. Am Beispiel von „Ford“ in Köln wird zum Beispiel das Inhaltsfeld „Erfahrung mit Fremdsein in weltgeschichtlicher Perspektive“ erarbeitet. Die Schüler*innen gehen auf Spurensuche – mit Hilfe von schriftlichen Quellen, Liedtexten, Filmaufnahmen, Zeitzeugeninterviews.
Quellen werden analysiert, die Textarbeit wird vertieft und intensiviert. Nach unseren Erfahrungen haben Schüler*innen die unterschiedlichsten Bedarfe und Fähigkeiten. Bei sprachlichen Hürden bieten wir den Schüler*innen Hilfestellungen, in dem wir ihnen Wortgeländer, Formulierungshilfen und andere Methoden an die Hand geben.
Die verschiedenen Bereiche der Sach- und Methodenkompetenz werden hier teilweise vertieft, teilweise neu kennen gelernt. Die Einführungsphase ist, analog dem Hausbau, das Fundament der Oberstufe. Die Kenntnisse, die hier gründlich erworben werden, können in der Qualifikationsphase I und II umso gewinnberingender angewandt werden.
Neben der intensiven Quellenarbeit legen wir in unserer gymnasialen Oberstufe den Fokus auch auf die Urteils- und Sachkompetenzen der Schüler*innen. Mit Hilfe von Planspielen, von Exkursionen, von Zeitzeugen-Interviews und eigens konzipierten Gerichtsverhandlungen werden unterschiedliche Inhalte und Kompetenzen eingeübt. Es müssen so sachliche fundierte Entscheidungen getroffen werden, die den historischen Kontext immer berücksichtigen. Es müssen begründete Meinungen vertreten werden. Es müssen sachlich fundierte Fragen gestellt werden, um zu Antworten kommen zu können.
Geschichte ist überall um uns herum, diese Entdeckung und die wertschätzende Haltung diesem Wissen gegenüber geben wir unseren Schüler*innen mit auf den Weg nach ihrer schulischen Laufbahn. Das Interesse zu wecken, eine eigene Haltung zu entwickeln, Entwicklungen einordnen zu können – das Alles sind fundamentale Bereiche des Faches Geschichte. Unsere gymnasiale Oberstufe bietet sowohl die Grundkursebene als auch die Leistungskursebene an.
VON JULIEN UND FELIX, Q1
Der Geschichts-LK der Gesamtschule Niederkassel traf sich am 29.03.2023 um 11:30 Uhr am Chlodwigplatz, um an einer Führung über die Navajos, Edelweißpiraten und die unangepasste Jugend in Köln teilzunehmen.
Wir starteten an der Severinstorburg; in dieser befand sich seit den frühen 1930er Jahren die HJ-Zentrale.
Die Severinsstraße und das gesamt Südviertel waren zur Zeit des 3. Reiches Orte, an denen viele politisch links orientierte und kommunistische Familien lebten. Von der Severinstorburg aus liefen wir zur Elsaßstraße.
In der Elsaßstraße erfuhren wir, was zu Beginn der NS-Zeit an diesem Ort passierte – die SS plante einen „Siegeszug“ durch eben dieses Viertel, um die Bewohner*innen zu verhöhnen. Die Menschen der Südstadt hatten sich jedoch darauf vorbereitet und begannen einen wahren Guerillakampf. Letztlich starben viele Menschen der Elsaßstraße. Eine Gedenktafel, die unter Denkmalschutz steht und über diesen 3. März 1933 berichtet, wurde erst nach vielen Jahren und Forderungen angebracht. Danach begutachteten wir ein unter Denkmalschutz stehendes Graffiti, das dieses Erlebnis thematisiert.
Von der Elsaßstraße liefen wir zum Rosengarten, der im Volksgarten liegt. Hier war das geheime Versammlungslager der Navajos und Edelweißpiraten*innen; dies war ein Zusammenschluss von Jugendlichen, die sich nicht dem Nationalsozialismus beugen wollten. Das Credo der Jugendlichen war ein gleichberechtigtes, freies Leben im Einklang mit der Natur. Nach und nach wurden Mitglieder dieser Widerstandsgruppe verhaftet. Es wurde versucht, sie auszuspionieren. Über viele Jahre leisteten sie Widerstand, bis letztlich durch einen Spitzel ihr geheimes Treffen in einer Hinterhofkneipe verraten wurde und somit alle Mitglieder verhaftet wurden. Diese Geschichte, die um Jugendliche unseren Alters geht, war sehr bedrückend.
Mit der Straßenbahn fuhren wir zum EL-DE Haus, was das ehemalige Gestapo Hauptquartier war. Im Keller befanden sich etwa 10 Zellen für die Verhöre. Unter den Zellen befand sich noch ein Luftschutzbunker. Die Zellen hatten 4–5 qm und waren anfangs für 2 Personen, später aber bis zu 20 Personen festgelegt. Bereits zu Beginn des 3. Reiches gab es — nachweislich datierte – Beschwerden über Lärmbelästigung während der Verhöre. Das bedeutet, dass die Anwohner*innen bereits sehr früh wussten, was in diesem Haus geschah und wie mit den Inhaftierten umgegangen wurde.
In den späteren Kriegsjahren wurden hier nicht nur politische Gegner*innen verhört, sondern auch längerfristig inhaftiert.
Wegen der zu kurzen Zeit vereinbarten wir einen weiteren Termin im EL DE Haus.